Das Marquisat in der Havelbucht

Säulen erinnern an das ehemalige Marquisat Potsdam. Foto: Stefan Specht
Säulen erinnern an das ehemalige Marquisat Potsdam. Foto: Stefan Specht

Zugegeben, vom ehemaligen Marquisat nichts geblieben, außer ein Bild im Konzertzimmer von Sanssouci. Diese Steine jedenfalls sind nicht original. Aber ungefähr hier, in der Zeppelinstraße, befand sich das Gartenhaus von Jean-Baptiste de Boyer, dem Marquis d`Argens. Der Franzose war 27 Jahre im Dienst von Friedrich II., davon die längste Zeit als Kammerherr. Er war Mitglied der Tafelrunde und hatte seinen Hauptwohnsitz im Neuen Palais.

Das ehemalige Marquisat in der Zeppelinstraße 167 war sein Sommersitz, ebenerdiger Pavillon mit Gartensaal und einer Dachterrasse mit schönem Ausblick über die Havel auf den Brauhausberg. Friedrich II. hatte ihm das Anwesen im Jahre 1748 geschenkt. Oft waren Gäste dort, Gotthold Ephraim Lessing kam 1755 sogar für zwei Monate. Er hielt seinen Aufenthalt geheim, um in Ruhe das Trauerspiel „Miss Sara Sampson“ zu schreiben. Dieses Werk war der Beginn der modernen dramatischen Dichtung in Deutschland.

Es ist nicht bekannt, wann das Marquisat abgerissen und durch einen Nachfolgebau ersetzt wurde. An diesem waren Gedenktafeln für Voltaire, der ebenfalls im Marquisat logierte, und Lessing angebracht. Der Abriss des Nachfolgebaus erfolgte 1978 für die Neubebauung der Havelbucht. Die Säulenstümpfe und Steine sind Teil eines Denkmals, geschaffen durch den Potsdamer Künstler Rainer Sperl 1991.


Neue Paläste auf dem Alten Markt

Alter Markt Potsdam. Foto: Stefan Specht
Alter Markt Potsdam. Foto: Stefan Specht

So klasse sieht der Alte Markt aus 42 Metern Höhe aus. Nun ist auch die kleine Humboldtstraße links vom Stadtschloss bebaut. Noch eingerüstet ist das Palais Barberini. 2017 wird hier Hasso Plattner sein Museum Barberini mit einer Sonderausstellung „Weltkarte des Impressionismus“ eröffnen.

Rechts neben dem Barberini liegen der Palazzo Chiericati sowie Palazzo Pompei. Alle drei Paläste wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Friedrich II. finanziert. Sie sind im Krieg zerstört worden und jetzt mit einer originalgetreuen Fassade wiedererstanden.

In der Humboldtstraße 1 und 2 wurden sichtlich als Neubauten erkennbare Gebäude errichtet. Sie ersetzen das neobarocke Palasthotel aus dem Jahr 1898, das damals bereits das historische Ensemble störte, weil es zu dominant war.

Der Maulbeerbaum vom Weberplatz

101005MaulbeerewebWer’s nicht weiß, verpasst vielleicht ein Naturdenkmal: Das ist Potsdam ältester Maulbeerbaum, zu entdecken vor der Kita Weberspatzen auf dem Weberplatz.

Schon Friedrich II. ließ viele Tausend davon als Futterpflanze für Seidenraupen anbauen. Die Nowaweser Lehrer setzten Schüler fürs Pflücken der Maulbeerblätter ein und besserten so ihr Gehalt auf. Die Raupen brauchen täglich zentnerweise frisches Futter. Jede Raupe spinnt 3000 Meter Faden zu einem Kokon. 500 Kokons werden für eine Krawatte benötigt.

In Potsdam findet man Maulbeerbäume heute wieder öfter, allerdings nur noch als „Futterpflanze“ für den Menschen. Die Beeren kann man roh essen oder Marmelade daraus kochen. In der Bornstedter Feldflur gibt es eine ganze Allee davon.

 

 

Die Victoria-Schule in Bornstedt

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Gleich zwei Besonderheiten weist die wunderschöne ehemalige Victoria-Schule am Schulplatz 1 in Bornstedt auf: Sie ist ein Stück England in Potsdam und sie ist der Geburtsort des Mädchenturnens in Preußen.

Bei einem Besuch der Kronprinzessin an der neu errichteten Schule führten Mädchen Turnübungen vor. Die Ehefrau des späteren Kaisers Friedrich III. war davon so begeistert, dass sie den Turnunterricht für Mädchen als Pflichtfach in ganz Preußen einführte.

Aber wie kam der englische Baustil neben das italienische Krongut? Schuld daran war die aus London stammende Kronprinzessin Viktoria, die sich 1877 hier ein Stück Heimat bauen ließ. Ausgeführt wurde das Vorhaben durch den Kreisbaumeister Heinrich von Laucizolle und Bauführer Cuno Riemann.

Bis Ende der 1990er Jahre beherbergte das Gebäude die Karl-Foerster-Schule, dann wurde sie zum Schulhort umfunktioniert. Die Sportservice Brandenburg gGmbH bekam für die Sanierung 2013 den brandenburgischen Denkmalpflegepreis.

 

Die Teufelsbrücke in Bornstedt

Die Teufelsbrücke in Bornstedt. Foto: Potsdamentdecken.de/bouche
Die Teufelsbrücke in Bornstedt. Foto: Potsdamentdecken.de/bouche

Es erfordert schon ein bisschen Mühe, die Teufelsbrücke in Bornstedt zu finden. Sie führt über den Teufelsgraben, den Friedrich II. 1771 anlegen ließ, um das Hochwasser des Bornstedter Sees ins Golmer Luch ableiten zu können. Die denkmalgeschützte Brücke verbindet die Eichenallee mit dem Waldweg „Am Teufelsgraben“.

Das Bauwerk wurde 1844 aus Rüdersdorfer Kalkstein errichtet. Wilhelm IV. wollte damals zwischen dem Krongut und Schloss Lindstedt einen weiteren Park anlegen lassen und beauftragte Peter Joseph Lenné mit der Landschaftsplanung. Des Königs Lieblingsbaumeister Ludwig Persius projektierte die Brücke als fünfbogigen römischen Viadukt.

Entstanden ist die zweifellos schönste Brücke der Stadt, aber auch die nutzloseste. Der Park wurde nie angelegt, und bereits seit 1891 verläuft der Teufelsgraben unterirdisch durch ein Tonrohr.

Platanen säumen die Amundsenstraße

150828Amundsenstraße-webEin dichtes Blätterdach bilden die Platanen über der Amundsenstraße, so als wollten sie die Autofahrer beschirmen.  Die vierreihige Baumallee wurde 1912 angelegt. Damals hieß sie noch Heerstraße (auch Döberitzer Heerstraße) und war als schnelle Autotrasse für Kaiser Wilhelm II. gedacht. Der wollte nämlich möglichst zügig von seinem Sommerwohnsitz, dem Neuen Palais, zum Truppenübungsplatz kommen. Heute ist die Straße nach Roald (der heißt wirklich so) Amundsen benannt. Der norwegische Polarforscher kam 1928 auf tragische Weise ums Leben, als er einem befreundeten Polarforscher mit dem Flugzeug zu Hilfe eilen wollte.

Fachwerk unter Putz in der Jägerstraße

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Beim Spaziergang durch die Zweite Barocke Stadterweiterung ist mir das restaurierte Haus in der Jägerstraße 39  aufgefallen. Es bewahrt die Fachwerkfassade aus dem 18. Jahrhundert und die Überarbeitung mit Putz aus dem 19. Jahrhundert. Reine Fachwerkhäuser wie dieses wurden in der Zweiten Barocken Stadterweiterung nur in der Hermann-Elflein-Straße und in der Jägerstraße errichtet, nicht aber in den bedeutsameren Durchgangstraßen. Dort waren die Häuser zwar aus Fachwerk, hatten aber massiv gemauerte Fassaden.

Das Fachwerk in der Jägerstraße 39 wurde erst im 19. Jahrhundert überputzt. Die aktuelle Fassadengestaltung geht auf einen Kompromiss zwischen Eigentümer und Denkmalpflege zurück. Bei der Sanierung 1993 wollte der Eigentümer den Originalzustand, die Denkmalpflege die Überarbeitung.

Im Vorderhaus befindet sich heute ein französisches Restaurant, im Gastraum kann man einen typischen Halbkeller mit darüber liegender Obkammer sehen. An den Torflügeln sind als Halbrelief Pferdekopf-Medaillons angebracht. Ein Hinweis darauf, dass das Gebäude einem Hufschmied gehörte, der in Hinterhaus und Seitenflügel seinem Gewerbe nachging.