Das Haus hatte ich ganz anders in Erinnerung – als gelben Klinkerbau, Glindower Ziegel, mit den Jahren angegraut und ungenutzt. Die alte Jutespinnerei in der Friedrich-List-Straße 2 ist Potsdams ältester Industriebau. Er wurde 2017 durch die Jutespinnerei Potsdam Vermögensverwaltungs GmbH & Co. saniert und als Wohneigentum verkauft. Weitere 400 Wohnungen sollen in den nächsten drei Jahren auf dem weitläufigen Werksgelände entstehen. Potsdam wächst wirklich rasant, bis 2020 wird die Einwohnerzahl Potsdams wohl von 175.000 auf 180.000 steigen.
1862 wurde mit dem Bau der Jutespinnerei auf der Gemarkung Neuendorf begonnen. Die Weberkolonie Alt Nowawes war damals in einer schlimmen Krise, denn die Maschinenware war besser und billiger als Handarbeit. Viele Weber wurden arbeitslos, da kam die Jutespinnerei der Gebrüder Arntz und Busch höchst willkommen. Um 1890 stellten 300 Beschäftigte dort Garne und grobes Gewebe zum Beispiel für Säcke her. Die Jutefasern kamen aus Amerika, Russland und Indien mit dem Schiff, wurden in Hamburg auf Lastkähne umgeladen und gelangten schließlich über die Nuthe bis aufs Werkgelände.
1920 musste die Jutespinnerei und Weberei AG Insolvenz anmelden. Es folgte eine Zeit unterschiedlicher Gewerbenutzungen – zuletzt zu DDR-Zeiten als Lager für „Waren des täglichen Bedarfs“. Nach jahrelangem Leerstand wurden 2006 die Fabrikhalle, das Maschinenhaus und weitere Nebengebäude abgerissen. Die Fabrikantenvilla und das Fabrikgebäude, das mit Türmchen und Zinnen an eine Burg erinnert, blieben erhalten.
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