Haus ohne Fenster: Das Reichsfilmarchiv

Hochbunker des Reichsfilmarchivs. Foto: Bolko Bouché

Fünf dieser Hochbunker wurden 1941 in der Kohlhasenbrücker Straße 106 in Potsdam errichtet. Sie dienten der Auslagerung von wertvollem Filmmaterial aus dem 1935 in Berlin-Dahlem eingerichteten Reichsfilmarchiv.  Die offizielle Gründung in Dahlem vollzogen Adolf Hitler und Reichspropagandaminister Joseph Goebbels persönlich, zuvor hatte es in Deutschland kein zentrales Filmarchiv gegeben.

Die Verlagerung des Archivs an den Ufa-Standort Babelsberg war schon länger geplant, sie verzögerte sich jedoch wegen der Kriegsvorbereitungen. Der neue Standort wurde unter militärischen Aspekten gewählt: Das Archiv lag zwei Kilometer von der Ufa entfernt, damals mitten im Wald. Über 17.000 der  feuergefährlichen Nitrofilme lagerten in fünf einzeln stehenden Hochbunkern.  Kurz vor Kriegsende wurde ein Teil davon – sechs Waggonladungen – in den Kalksteinbruch Rüdersdorf evakuiert. Diese Filme überstanden zwar das Kriegsende, verbrannten wenig später jedoch durch eine Fahrlässigkeit der Sowjets. Über 6000 Filme des Babelsberger Archivs wurden durch die Sowjetunion als Beutekunst beschlagnahmt und mitgenommen. Später gelangten viele dieser Filme als Kopie in die DDR zurück.

Ein Teil der historisch bedeutsamen Filmrollen lagerte auch noch nach 1945 unangetastet im Reichsarchiv Kohlhasenbrücker Straße, das 1955 als Filmarchiv der DDR weitergeführt wurde. Dazu gehören zwischen 1942 und 1944 entstandene Dokumentationen über Personen des öffentlichen Lebens sowie Wochenschauen in Farbe. Die Filmbestände wurden 1990 an das Bundesfilmarchiv in Berlin übergeben. Das Grundstück wird heute durch das DRK mit einer Behindertenwerkstatt genutzt. Damals wie heute in Betrieb ist das Empfangsgebäude an der Straße.