Potsdams kleinstes Denkmalobjekt – Ein Minibunker

Karl-Marx-Straße 24. Foto: Stefan Specht
Karl-Marx-Straße 24. Foto: Stefan Specht

Ein Relikt des Krieges steht bis heute auf dem Grundstück des Wohnhauses Lettermann, Karl-Marx-Straße 24: Eine Ein-Mann-Splitterschutzzelle. Die zylindrischen Bauten aus Stahlbeton wurden im Zweiten Weltkrieg in Fertigteilbauweise produziert und vor Ort verschraubt. Sie waren teilweise eingegraben und boten Schutz vor Bombensplittern oder Brandbomben.

Die so genannten Ein-Mann-Bunker verfügten über keinerlei Inneneinrichtung. Durch Sehschlitze konnte der Posten die Umgebung beobachten. Gebaut wurden die Minibunker, damit die Diensthabenden bei Bombenalarm nicht ihren Kontrollpunkt verlassen mussten. Sie wurden genutzt für Brandwachen in kriegswichtigen Betrieben, vor Bahnhöfen und auch bei Kriegsgefangenenlagern. In unserem Fall war der Minibunker für den Wachposten an der Toreinfahrt bestimmt.

Inzwischen sind die Splitterschutzzellen so selten, dass dieses Bauwerk zusammen mit der dazugehörigen Villa Denkmalschutzstatus hat.  Bewohner der Villa war während des Zweiten Weltkriegs Werner Naumann, dem als hohem Parteifunktionär Personenschutz zustand. Naumann war bereits 1928 NSDAP-Mitglied. 1938 wurde er persönlicher Referent von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels. 1940 trat er der Waffen-SS bei und nahm am Russlandfeldzug teil.

Nach einer schweren Verwundung 1942 kehrte er ins Reichspropagandaministerium zurück, wo er rasch zum Ministerialdirektor aufstieg. Er war beim Tod Adolf Hitlers im Führerbunker. Danach tauchte er unter, lebte nach Kriegsende unter falscher Identität in Süddeutschland und knüpfte ein nationalsozialistisches Netzwerk innerhalb der FDP. Naumann wurde 1953 zeitweilig in Untersuchungshaft genommen,  jedoch stellte der Bundesgerichtshof das Verfahren gegen ihn ein.

3 thoughts on “Potsdams kleinstes Denkmalobjekt – Ein Minibunker”

    1. Sehr gern! Aber wie , Frau Lebus …? Mir scheint eine Kontaktaufnahme über diese Kommentarfunktion nicht möglich, wenn ich nichts übersehe …
      jwd.lindenpark@stiftung-spi.de wäre die E-Mail-Adresse, die zu unserer Broschüre passt (und wo man sie noch bekommen kann) . Und somit ein Kontakt zu mir. Beste Grüße aus Babelsberg!

  1. Dafür, dass die Splitterschutzzelle Denkmalschutz geniesst, wirkt sie seit einiger Zeit vernachlässigt…denn die Metallkappe fehlt, die da mal drauf war. Vielleicht liegt sie in der Grünrabatte. Leider hat nie jemand geöffnet und sich auch nicht nach Zustellung einer Broschüre zu Spuren des zweiten Weltkrieges, in welcher der Bunker erwähnt wird, zurückgemeldet. Bewohnern bzw. Besitzern ist die ganze Geschichte scheinbar eher fern. Splitterschutzzellen dieses (bisher von mir nicht bestimmbaren) Types stehen auch in Kleinmachnow /Seeberg, Velten, Ludwigsfelde und Spandau/Fort Hahneberg.

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