So klein und filigran wie sie von unten aussehen, so gewaltig sind sie aus der Sicht der Aussichtsplattform: Die vier Engel von der Nikolaikirche. 2,80 Meter misst ein jeder.
Diesen Figurenschmuck verdankt die Nikolaikirche einem der vielen Zufälle in ihrer Baugeschichte. Nachdem der barocke Vorgänger 1795 durch unsachgemäßen Umgang mit einem Lötfeuer zerstört worden war, kam Karl Friedrich Schinkel mit dem Entwurf einer klassizistischen Kirche zum Zuge.
Schinkel hatte zwar die Statik berücksichtigt, aber nicht mit dem Ungeschick der Bauleute gerechnet. Diese hatten das Hilfsgerüst unter dem Tonnengewölbe zu früh entfernt, so dass es um 30 cm nachsackte. Die Außenmauern bewegten sich in der Folge um 9 cm nach außen. Mehrfach musste nachgebessert werden und zur Einweihung der Kirche 1837 – damals noch mit Satteldach – wurde der große Baumeister nicht eingeladen.
Ludwig Persius sollte 1843 die eigentlich schon von Schinkel geplante Kuppel aufsetzen. Er stabilisierte den Unterbau und entlastete das Gewölbe. Zur Verbesserung der Statik ließ er auch die vier robusten Ecktürme anbauen, über die Schubkräfte der Kuppel abgeleitet wurden. Der Berliner Bildhauer August Kiß bekrönte die Türme mit seinen Engeln in XXL.
In rund 40 Metern Höhe scheinen sie nun über die Geschicke der Menschen zu wachen. Während der Sommermonate ist der Turm von 9 bis 21 Uhr zu besteigen. Der Eintritt kostet 5 Euro.