1684 wurde das Lehnschulzengericht am Neuendorfer Anger gebaut, es ist also ein Jahr älter als der Marstall von Kurfürst Friedrich Wilhelm. Ist es das älteste Haus von Potsdam? Ja, aber … Neuendorf kam über die Stationen Nowawes und Babelsberg erst 1939 zu Potsdam.
Wie dem auch sei, „Lehnschulzengericht“ klingt schon sehr alt. Bereits 1601 übte ein erster Lehnschulze in Neuendorf sein Amt aus. Er war für den Kurfürsten der Verwalter des Gutsbezirks und mit einer „niederen“ Gerichtsbarkeit ausgestattet. Das heißt, die ihm vorgestellten Fälle musste er noch am gleichen Tage aburteilen oder an die höhere Instanz abgeben. Der Lehnschulze trieb auch die Steuern ein und bekam dafür ein landwirtschaftliches Gut zur eigenen Nutzung übertragen.
Am Neuendorfer Anger hat es in der Geschichte mehrfach gebrannt. Die eingeschossigen Häuser der Kossäten und die zweigeschossigen Bauernhäuser wurden Opfer der Flammen. Das Lehnschulzengericht blieb vom Feuer weitgehend verschont. Zum Anfang des 20. Jahrhunderts erweiterte ein Maurermeister das Gebäude auf der linken Seite durch einen Anbau, fügte in der Mitte einen Turm hinzu sowie auf der Rückseite einen Treppenaufgang und eine Veranda. Der Kern, ein Fachwerkbau, blieb erhalten. Vor wenigen Jahren wurde das Lehnschulzengericht saniert und in Eigentumswohnungen aufgeteilt.