Nanu, da passt doch etwas nicht zusammen: Eine barocke Figurengruppe auf einem Backsteinbau aus der Kaiser-Wilhelm-Zeit. Des Rätsels Lösung ist leicht gefunden. Wir sind in der ehemaligen Kaserne der Gardefeldartillerie an der Nedlitzer Straße. Das Gebäude in der Friedrich-Klausing-Straße 5 wurde im Jahre 1895 als Montierungskammer errichtet. Dort lagerte die Ausrüstung für Pferde und Reiter sicher und trocken.
Die Figurengruppe auf dem Dachsims stammt bereits aus dem Jahr 1773 und zeigt reitende Artillerie, die Initialen von Friedrich II. (FR für Fridericus Rex) und die Krone. Die Sandsteinplastik hatte ursprünglich ihren Platz auf der Kaiser-Alexander-Kaserne am Berliner Kupfergraben und wurde beim Umzug des 4. Garde-Feldartillerie-Regiments nach Potsdam mitgebracht. Es war Eile geboten, denn die an der Spree gelegene Kaserne wies schwere Gründungsmängel auf und musste 120 Jahre nach ihrem Bau abgerissen werden.
Betrachten wir die Figuren genauer. Zu sehen sind ein Tambourmajor (links) und ein Artillerist in kämpferischer Pose. Der Tambourmajor weist auf den Stein mit der Krone und grüßt damit den Schlachtenlenker. Eigentlich verwendete er seinen Stab, aber die Plastik war beschädigt und wurde bei der Restaurierung bewusst nicht komplettiert. So ist auch vom Arm nur ein Stumpf erhalten. Die Kanone des Artilleristen ist schussbereit, Kampfeslärm lässt das Pferd scheuen. Der Trommler ist vielleicht schon gefallen, sein Instrument liegt am Boden.
Sollte es sich zufällig ergeben, so lohnt ein Blick in das heutige Wohnhaus. Um Tageslicht in das fast quadratische Gebäude der Montierungskammer holen, schnitt der Architekt einen überdachten Innenhof heraus, von dem aus die Apartments über Laubengänge erreicht werden können. Das dreigeschossige Bauwerk wurde im Jahr 2008 durch die Firma Terraplan saniert und als Wohneigentum verkauft.