Ein dichtes Blätterdach bilden die Platanen über der Amundsenstraße, so als wollten sie die Autofahrer beschirmen. Die vierreihige Baumallee wurde 1912 angelegt. Damals hieß sie noch Heerstraße (auch Döberitzer Heerstraße) und war als schnelle Autotrasse für Kaiser Wilhelm II. gedacht. Der wollte nämlich möglichst zügig von seinem Sommerwohnsitz, dem Neuen Palais, zum Truppenübungsplatz kommen. Heute ist die Straße nach Roald (der heißt wirklich so) Amundsen benannt. Der norwegische Polarforscher kam 1928 auf tragische Weise ums Leben, als er einem befreundeten Polarforscher mit dem Flugzeug zu Hilfe eilen wollte.
Fachwerk unter Putz in der Jägerstraße
Beim Spaziergang durch die Zweite Barocke Stadterweiterung ist mir das restaurierte Haus in der Jägerstraße 39 aufgefallen. Es bewahrt die Fachwerkfassade aus dem 18. Jahrhundert und die Überarbeitung mit Putz aus dem 19. Jahrhundert. Reine Fachwerkhäuser wie dieses wurden in der Zweiten Barocken Stadterweiterung nur in der Hermann-Elflein-Straße und in der Jägerstraße errichtet, nicht aber in den bedeutsameren Durchgangstraßen. Dort waren die Häuser zwar aus Fachwerk, hatten aber massiv gemauerte Fassaden.
Das Fachwerk in der Jägerstraße 39 wurde erst im 19. Jahrhundert überputzt. Die aktuelle Fassadengestaltung geht auf einen Kompromiss zwischen Eigentümer und Denkmalpflege zurück. Bei der Sanierung 1993 wollte der Eigentümer den Originalzustand, die Denkmalpflege die Überarbeitung.
Im Vorderhaus befindet sich heute ein französisches Restaurant, im Gastraum kann man einen typischen Halbkeller mit darüber liegender Obkammer sehen. An den Torflügeln sind als Halbrelief Pferdekopf-Medaillons angebracht. Ein Hinweis darauf, dass das Gebäude einem Hufschmied gehörte, der in Hinterhaus und Seitenflügel seinem Gewerbe nachging.