Apollo unterm Dach der Schauspielerkaserne

Der Apollofries an der Potsdamer Schauspielerkaserne
Der Apollofries an der Potsdamer Schauspielerkaserne

Hier lohnt es sich, den Blick nach oben zu lenken: Unter dem Dach der ehemaligen Schauspielerkaserne in der Posthofstraße 17 symbolisiert ein kunstvoll gestalteter Fries die Darstellungsformen des Theaters. In dem 1796 fertiggestellten Haus übernachteten Künstler nach ihrem Auftritt in Potsdam.  Sie mussten nun nicht mehr mit der Kutsche nach Berlin fahren (vier Stunden) und waren auch nicht mehr den verschiedensten Verlockungen der einschlägigen Wirtshäuser ausgeliefert.

Finanziert wurde der frühklassizistische Bau mit seinen 60 Zimmern durch den lebenslustigen König Friedrich Wilhelm II., der in Potsdam kurz zuvor schon die „Kanaloper“ bauen ließ. Architekt war Carl Gotthard Langhans, der auch das Brandenburger Tor in Berlin entworfen hat. Highlight ist das Relief unter dem Giebel, das Gottfried Schadow gezeichnet hat  – von ihm ist übrigens die Quadriga auf dem Brandenburger Tor -, die Ausführung überließ er den in Potsdam tätigen Gebrüdern Wohler.

Der Fries zeigt in der Mitte den Altar von Apollo, dem Gott der Künste, links das Sinnbild der Tragödie, ein in sein Schwert stürzender Krieger. Tanzende Figuren auf der rechten Seite stehen für die Komödie. Unterstrichen wird der Dreiklang durch die darunter angebrachten Medaillons, Apollo in der Mitte, links der traurig dreinblickende Tragödiendichter, rechts der fröhliche Komödienschreiber.

In dem 2008 aufwändig sanierten Gebäude befinden sich heute 34 Ein- und Zwei-Raum-Mietwohnungen.

 

Potsdams älteste Straßenlaternen

Jan-van-der-Heyden-Leuchte im Holländischen Viertel. Foto: Stefan Specht
Jan-van-der-Heyden-Leuchte im Holländischen Viertel. Foto: Stefan Specht

Im holländischen Viertel, in der Mittelstraße, finden wir Straßenlaternen auf kleinen hölzernen Masten. Sie wurden in den 1990er Jahren aufgestellt und sind Nachbauten aus früherer Zeit. Potsdam hat seine erste Straßenbeleuchtung dem Soldatenkönig zu verdanken, genauer gesagt, seiner Angst, die Langen Kerls würden stiften gehen. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt 1713 ließ Wilhelm I. 600 Straßenlaternen nach Potsdam umsetzen, die sein Vater zuvor in Berlin hatte aufstellen lassen. Enorm viel, denn Potsdam hatte zu dieser Zeit nur 220 Häuser.

Das Holländische Viertel bekam mit seiner Entstehung 1736 gleich eine Straßenbeleuchtung. Gehört sich auch so, schließlich ist die Straßenlaterne eine holländische Erfindung. Jan van der Heyden hatte sie ab 1669 in Amsterdam eingeführt. Was für eine Revolution, zuvor mussten die Menschen nachts eine Handleuchte mitführen, wenn sie etwas sehen wollten. Als Brennstoff diente damals Öl und in einem Brennkalender war für Potsdam festgelegt, dass bei Vollmond die Laternen auszubleiben hatten. Die Nachbauten der Jan-van-der-Heyden-Leuchten sind heute mit LED-Lampen ausgestattet.

Holländerhaus mit Tattoo

Kurfürstenstraße 7 Potsdam
Kurfürstenstraße 7

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass der Soldatenkönig das Holländische Viertel nur bauen ließ, weil ihn die aufgereihten Häuser an die roten Mützen seiner Riesengarde beim Exerzieren erinnerten. Warum aber tanzt dann dieses Haus in der Kurfürstenstraße 7 aus der Reihe?

Des Rätsels Lösung: Einem der späteren Besitzer war die preußische Antreteordnung zu langweilig und so beschloss er, seinem „Grenadier“ ein Tattoo zu verpassen. Die weiße Farbe aus dem 19. Jahrhundert hielt sich, wurde im Laufe der Zeit zum Teil des Denkmals und somit auch bei der Sanierung wieder aufgefrischt.

Und was ist nun dran an dem Gerücht? Wahrscheinlich gar nichts. Friedrich Wilhelm I. mochte die Holländer, weil sie so ordentlich und fleißig waren und weil sie es verstanden, auf sumpfigem Boden zu bauen. Davon hatte Potsdam ja bekanntlich reichlich. Die Holländerhäuser ließ er als Anreiz für Fachkräfte aus dem damaligen Musterland des Kapitalismus errichten.

Klein-Sanssouci im Stadtschloss

Klein_Sanssouci

Immer wieder staunen Besucher über die Sanssouci-Kulissen im Hof des Landtags-Schlosses. Wir haben noch einmal nachgelesen, was es damit auf sich hat: Im Sommer 2014 wurden die Aluminiumskulpturen des gebürtigen Berliners Florian Dombois im Schlosshof aufgestellt. Der Künstler hatte sich damit im Wettbewerb „Kunst am Bau“ durchgesetzt. Sein Werk „Zugabe“ ist ein Spiel mit der Idee, Dinge beliebig zu vervielfältigen, vielleicht auch eine Anspielung auch die bei Hofe beliebten Theaterspiele und Kulissenbauten zur Ausstattung herrschaftlicher Feste.

Das Werk solle für sich selbst sprechen, sagt Florian Dombois, der Professor an der Züricher Universität der Künste ist. Die Potsdamer haben die Installation recht kontrovers aufgenommen: Ist der Kulissenbau etwa versteckte Kritik am Wiederaufbau des abgerissenen Potsdamer Stadtschlosses? Sicher kann man es auch so interpretieren.

Unstrittig sind die Ausschneidebogen mit dem Sanssouci-Mittelbau ein beliebtes Fotomotiv für Touristen. Einziges Manko: Schloss vor Schloss gibt ein unruhiges Bild.

Katzensäule am Ruinenberg

Katzensäule in Potsdam. Foto: Stefan Specht
Die Katzensäule in Potsdam. Foto: Stefan Specht

Diese Wegmarke steht an der Bornstedter Straße unterhalb des Ruinenbergs. Genau dort zweigt von der Bundesstraße der Panoramaweg ab. Er war die kürzeste Verbindung vom Schloss Sanssouci nach Bornstedt und Bornim und wurde von  Friedrich II. genutzt. Die Bornstedter Straße konnte erst 1842 gebaut werden, nachdem Gartenplaner Peter Joseph Lenné das sumpfige Tal am Bornstedter See trockengelegt hatte.

Die Katzensäule wurde von den Potsdamern so benannt, weil der goldene Pokal auf der Spitze von drei Stützen mit Pantherköpfen gehalten wird. Die nach antikem Vorbild gestaltete Säule wurde um 1850 aufgestellt.

Die Bewohner der Stadtteile Bornstedt und Bornim sagen, dass an der Katzensäule die Zuständigkeit der Potsdamer Verwaltung aufhört. Wir können das nicht bestätigen, zumindest was die Politessen anbelangt.

Das Marquisat in der Havelbucht

Säulen erinnern an das ehemalige Marquisat Potsdam. Foto: Stefan Specht
Säulen erinnern an das ehemalige Marquisat Potsdam. Foto: Stefan Specht

Zugegeben, vom ehemaligen Marquisat nichts geblieben, außer ein Bild im Konzertzimmer von Sanssouci. Diese Steine jedenfalls sind nicht original. Aber ungefähr hier, in der Zeppelinstraße, befand sich das Gartenhaus von Jean-Baptiste de Boyer, dem Marquis d`Argens. Der Franzose war 27 Jahre im Dienst von Friedrich II., davon die längste Zeit als Kammerherr. Er war Mitglied der Tafelrunde und hatte seinen Hauptwohnsitz im Neuen Palais.

Das ehemalige Marquisat in der Zeppelinstraße 167 war sein Sommersitz, ebenerdiger Pavillon mit Gartensaal und einer Dachterrasse mit schönem Ausblick über die Havel auf den Brauhausberg. Friedrich II. hatte ihm das Anwesen im Jahre 1748 geschenkt. Oft waren Gäste dort, Gotthold Ephraim Lessing kam 1755 sogar für zwei Monate. Er hielt seinen Aufenthalt geheim, um in Ruhe das Trauerspiel „Miss Sara Sampson“ zu schreiben. Dieses Werk war der Beginn der modernen dramatischen Dichtung in Deutschland.

Es ist nicht bekannt, wann das Marquisat abgerissen und durch einen Nachfolgebau ersetzt wurde. An diesem waren Gedenktafeln für Voltaire, der ebenfalls im Marquisat logierte, und Lessing angebracht. Der Abriss des Nachfolgebaus erfolgte 1978 für die Neubebauung der Havelbucht. Die Säulenstümpfe und Steine sind Teil eines Denkmals, geschaffen durch den Potsdamer Künstler Rainer Sperl 1991.


Neue Paläste auf dem Alten Markt

Alter Markt Potsdam. Foto: Stefan Specht
Alter Markt Potsdam. Foto: Stefan Specht

So klasse sieht der Alte Markt aus 42 Metern Höhe aus. Nun ist auch die kleine Humboldtstraße links vom Stadtschloss bebaut. Noch eingerüstet ist das Palais Barberini. 2017 wird hier Hasso Plattner sein Museum Barberini mit einer Sonderausstellung „Weltkarte des Impressionismus“ eröffnen.

Rechts neben dem Barberini liegen der Palazzo Chiericati sowie Palazzo Pompei. Alle drei Paläste wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Friedrich II. finanziert. Sie sind im Krieg zerstört worden und jetzt mit einer originalgetreuen Fassade wiedererstanden.

In der Humboldtstraße 1 und 2 wurden sichtlich als Neubauten erkennbare Gebäude errichtet. Sie ersetzen das neobarocke Palasthotel aus dem Jahr 1898, das damals bereits das historische Ensemble störte, weil es zu dominant war.

Der Maulbeerbaum vom Weberplatz

101005MaulbeerewebWer’s nicht weiß, verpasst vielleicht ein Naturdenkmal: Das ist Potsdam ältester Maulbeerbaum, zu entdecken vor der Kita Weberspatzen auf dem Weberplatz.

Schon Friedrich II. ließ viele Tausend davon als Futterpflanze für Seidenraupen anbauen. Die Nowaweser Lehrer setzten Schüler fürs Pflücken der Maulbeerblätter ein und besserten so ihr Gehalt auf. Die Raupen brauchen täglich zentnerweise frisches Futter. Jede Raupe spinnt 3000 Meter Faden zu einem Kokon. 500 Kokons werden für eine Krawatte benötigt.

In Potsdam findet man Maulbeerbäume heute wieder öfter, allerdings nur noch als „Futterpflanze“ für den Menschen. Die Beeren kann man roh essen oder Marmelade daraus kochen. In der Bornstedter Feldflur gibt es eine ganze Allee davon.

 

 

Die Victoria-Schule in Bornstedt

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Gleich zwei Besonderheiten weist die wunderschöne ehemalige Victoria-Schule am Schulplatz 1 in Bornstedt auf: Sie ist ein Stück England in Potsdam und sie ist der Geburtsort des Mädchenturnens in Preußen.

Bei einem Besuch der Kronprinzessin an der neu errichteten Schule führten Mädchen Turnübungen vor. Die Ehefrau des späteren Kaisers Friedrich III. war davon so begeistert, dass sie den Turnunterricht für Mädchen als Pflichtfach in ganz Preußen einführte.

Aber wie kam der englische Baustil neben das italienische Krongut? Schuld daran war die aus London stammende Kronprinzessin Viktoria, die sich 1877 hier ein Stück Heimat bauen ließ. Ausgeführt wurde das Vorhaben durch den Kreisbaumeister Heinrich von Laucizolle und Bauführer Cuno Riemann.

Bis Ende der 1990er Jahre beherbergte das Gebäude die Karl-Foerster-Schule, dann wurde sie zum Schulhort umfunktioniert. Die Sportservice Brandenburg gGmbH bekam für die Sanierung 2013 den brandenburgischen Denkmalpflegepreis.

 

Die Teufelsbrücke in Bornstedt

Die Teufelsbrücke in Bornstedt. Foto: Potsdamentdecken.de/bouche
Die Teufelsbrücke in Bornstedt. Foto: Potsdamentdecken.de/bouche

Es erfordert schon ein bisschen Mühe, die Teufelsbrücke in Bornstedt zu finden. Sie führt über den Teufelsgraben, den Friedrich II. 1771 anlegen ließ, um das Hochwasser des Bornstedter Sees ins Golmer Luch ableiten zu können. Die denkmalgeschützte Brücke verbindet die Eichenallee mit dem Waldweg „Am Teufelsgraben“.

Das Bauwerk wurde 1844 aus Rüdersdorfer Kalkstein errichtet. Wilhelm IV. wollte damals zwischen dem Krongut und Schloss Lindstedt einen weiteren Park anlegen lassen und beauftragte Peter Joseph Lenné mit der Landschaftsplanung. Des Königs Lieblingsbaumeister Ludwig Persius projektierte die Brücke als fünfbogigen römischen Viadukt.

Entstanden ist die zweifellos schönste Brücke der Stadt, aber auch die nutzloseste. Der Park wurde nie angelegt, und bereits seit 1891 verläuft der Teufelsgraben unterirdisch durch ein Tonrohr.